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07.10.2020

Gesundheitsimmobilieninvestmentmarkt mit starkem dritten Quartal

In den ersten drei Quartalen 2020 erreichte der Markt für Gesundheitsimmobilien in Deutschland ein Investitionsvolumen von fast 2 Mrd. EUR. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Anstieg um 45 %. Der Anstieg entfiel vor allem auf Pflegeheime, die mit 1,34 Mrd. EUR und damit anteilig knapp 69 % weiterhin die beherrschende Stellung in der Assetklasse innehaben. Auch das Transaktionsvolumen im Bereich betreutes Wohnen stieg von 23 auf 378 Mio. EUR und damit auf gut 19 % des gesamten Transaktionsvolumens. Vor allem die im Vergleich zu Pflegeeinrichtungen deutlich geringere Regulierung macht diese Subassetklasse für institutionelle Investoren zunehmend attraktiv. Kliniken und Reha-Kliniken kamen zusammen auf einen Anteil von 8 % (rund 153 Mio. EUR). Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE.

Weiterhin gilt, dass das Angebot das Transaktionsvolumen am Markt für Gesundheitsimmobilien bestimmt. Denn die Nachfrage der Investoren ist angesichts des demografischen Wandels, der den Anlegern einen starken Bedarf seitens der Gesellschaft auf lange Zeit garantiert, ungebrochen hoch. „Die Corona-Pandemie hat das Interesse der Investoren nach Objekten mit gesicherten Miet- und Pachtzahlungen, wie sie Gesundheitsimmobilien bieten, nur noch weiter steigen lassen“, erklärt Dirk Richolt, Leiter Gesundheitsimmobilien Germany bei CBRE. „Da keiner der großen Bestandshalter bisher von Mietausfällen berichten konnte und die tatsächliche Quote der Covid-Fälle nicht nur im europäischen Vergleich sehr gering ist, wird die Risikoeinschätzung der Investoren nach unserer Einschätzung positiv revidiert“.

Prognose für das Gesamtjahr

„Nach dem vierten Quartal dürfte das aufgelaufene Transaktionsvolumen angesichts der Dealpipeline und des sich abzeichnenden dynamischen Marktgeschehens deutlich über den 2,1 Mrd. EUR vom Vorjahr liegen, jedoch unter den Ergebnissen der Rekordjahre 2016 und 2018, die von sehr großvolumigen Portfoliotransaktion dominiert wurden“, erwartet Richolt.

„Die jüngst erneut aufgegriffene Debatte in der Politik, die Pflegekosten zukünftig nicht nur durch die Pflegeversicherung und den Pflegebedürftigen zu finanzieren, sondern auch durch den Staat, könnte das Geschäft der Betreiber wirtschaftlich absichern“, so Dr. Jan Linsin, Head of Research Germany bei CBRE. "Dadurch dürfte der größte Risikoaspekt bei Investitionen in Pflegeimmobilien – das Betreiberrisiko – zurückgehen und so die Attraktivität der Assetklasse für Investoren noch einmal gesteigert werden. Das Problem des Mangels an Pflegeheimen würde dadurch jedoch nicht gelöst werden können. Hierfür bedarf es dringend der notwendigen Harmonisierung der baulichen Mindeststandards und der Refinanzierungsbedingungen. Letztere insbesondere im Hinblick auf die Indexierung der Miet- und Pachtverträge, damit der hiesige Pflegeimmobilienmarkt für private Kapitalgeber weiterhin attraktiv bleibt und der latenten Unterversorgung von Pflegeplätzen Einhalt geboten wird. Denn ohne private Investitionen in den Neubau und den Erhalt der Pflegeinfrastruktur droht Deutschland ein Pflegenotstand“.


Quelle: CBRE Research, 7. Oktober 2020